Patienteninformation zur Behandlung der Beckenorgane
Wenn Strukturen teilweise oder komplett in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind, richtet sich die Behandlung immer zuerst auf ihre Mobilität. Sobald ein Organ sich wieder normal bewegt, kann es in die Gesamtbewegung des Körpers integriert und seine Bewegung harmonisch auf die Bewegung der anderen Organe abgestimmt werden. Viszerale Manipulationen (Behandlungen von Organen) im Urogenitalbereich dienen in erster Linie dazu, Restriktionen (Bewegungseinschränkungen) zu beseitigen, physiologische Vorgänge zu normalisieren, Kreislauf und Flüssigkeitsaustausch zu verbessern (arterielles und venöses Blut, Lymphe, interstitielle Flüssigkeit), Entzündungen und Schmerzen zu lindern, die Rumpfmuskulatur zu kräftigen, die Verschlussfunktion der Sphinkter (Schließmuskeln) zu stärken, neurologische Funktionen (ZNS- und lokale Einflüsse) zu sichern, die Druckübertragung und Verteilung im Bauch – und Beckenraum zu verbessern, die geistige und körperliche Energie zu steigern und für Wohlbefinden zu sorgen.
Das Gewebe wird von Vernarbungen und Verklebungen (Adhäsionen) befreit und in gewissem Umfang wieder elastisch. Physiologie, Mobilität und Verschieblichkeit der Organe normalisieren sich, Gelenke werden frei beweglich, Becken- und Rückenschmerzen gelindert und die lokale Sekretion von Hormonen angeregt.
(Mögliche) Indikationen:
Eine gezielte osteopathische Behandlung der kleinen Beckenorgane und des Beckens kann sinnvoll und notwendig sein bei:
- Inkontinenz, Sphinkterschwäche, Restharn, Reizblase, rezidivierende Blasenentzündungen
- Sklerosierung (Verhärtungen), Fibrosierung (Verwachsungen) oder Vernarbungen nach einem chirurgischen Eingriff
- Ptose (Absenkung) oder Prolaps (Austreten) eines Beckenorgans
- verringerte Mobilität oder Fehlstellung eines Beckenorgans
- Verletzung bestimmter Nerven (z.B. N. pudendus)
- Prämenstruelles Syndrom (PMS)
- lumbale/pelvine Gelenkrestriktionen (Lendenwirbelsäule/Becken, Hüftgelenkbeschwerden)
- Infertilität (unerfüllter Kinderwunsch)
- Funktionelle Störungen, wie z.B. Menstruationsschmerzen, gespanntes unteres Abdomen, Verstopfung, Schweregefühl bzw. Schmerzen im kleinen Becken, Parästhesien im Leisten- und Oberschenkelbereich, aufgetriebener Unterleib, Wassereinlagerung (Ödeme) im Bindegewebe, leichte Knieschmerzen, Dys- oder Amenorrhö, Dyspareunie und Anorgasmie, Mastodynie, psychischen Problemen (Überängstlichkeit, Reizbarkeit, allgemeine Schwäche und Niedergeschlagenheit).
(Relative) Kontraindikationen:
- Schwangerschaft: Für die meisten Frauen zählt eine Schwangerschaft zu den wichtigsten Ereignissen ihres Lebens. Es gibt zwar keinen Anhalt dafür, dass intravaginale Manipulationen schädlich für die Schwangere bzw. den Fetus sind, aber auch keinen Beweis für das Gegenteil.
- Jungfräulichkeit: Aus offensichtlichen Gründen verbietet sich bei intaktem Hymen eine intravaginale Behandlung.
- Minderjährige: Nach Möglichkeit sollte bei Minderjährigen nur mit externen Techniken gearbeitet werden. Wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, wird eine Behandlung nur im Beisein eines Elternteils stattfinden. Gegebenenfalls kann auch der Partner die Therapie begleiten.
- Blutungen: Außer bei der Menstruation sind Blutungen immer verdächtig. Frauen müssen sich vor einer osteopathischen Behandlung zuerst gründlich vom Haus- oder Frauenarzt gynäkologisch untersuchen lassen. Häufigste Blutungsursache bei jungen Frauen ist eine Schwangerschaft. Bei jungen wie älteren Frauen können aber auch Zervix- oder Korpuskarzinome, Infektionen, Endometriose, Polypen, Ovarialtumoren oder Hormonstörungen der Grund sein. Jede noch so kleine Blutung, die unerklärlich ist, erfordert eine umfassende gynäkologische Untersuchung!
- Ungewöhnlich starke, plötzliche bzw. akute Schmerzen: Wenn solche Schmerzen während der Palpation auftreten oder von der Patientin angegeben werden, besteht Anlass zur Sorge.
- Hier ist eine baldige gynäkologische Abklärung notwendig.
- Verhärtung oder Gewebemasse: Dabei kann es sich um eine Entzündung (Salpingitis, Adnexitis), eine ektope Schwangerschaft, einen Tumor oder eine Eierstockzyste handeln.
- Veränderungen des Allgemeinzustands: Verdächtig sind Fieber, Gewichtsverlust, geschwollene Lymphknoten, übler Geruch oder Hautläsionen.
- Strahlentherapie: Im Fall von Blutgerinnungsstörungen nach Bestrahlungen können intravaginale Techniken eine lokale Blutung provozieren.
- Infektionen: Mit Osteopathie allein lässt sich keine Infektion heilen! Vergewissern Sie sich erst, ob die medizinische Standardtherapie (z.B. Antibiotika) durchgeführt werden muss. Nach Ausheilung der Infektion kann die Osteopathie zur Regeneration und Vermeidung von Rezidiven beitragen.
- Intrauterinpessar („Spirale“): Es ist denkbar, dass versehentlich die „Spirale“ verschoben wird. Um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden, sollte dies vor einer vaginalen Behandlung bedacht werden. Prinzipiell sind aber osteopathische Techniken durchaus möglich.
Aufklärung:
Es gibt Patienten/innen, denen eine urogenitale Untersuchung bzw. Behandlung unangenehm ist oder die Angst vor möglichen Schmerzen haben. Deshalb ist eine behutsame und professionell Aufklärung über eine solche Behandlung notwendig.
Eine vaginale oder rektale Behandlung findet niemals in der ersten Behandlungseinheit statt. Zunächst wird über äußere Techniken versucht, das gewünschte Behandlungsziel zu erreichen. Sollte dies nicht ausreichend sein, können bei bestehendem Vertrauensverhältnis vaginale oder rektale osteopathische Behandlungstechniken sinnvoll und notwendig sein.
Diese Techniken sind sehr verbreitet und werden bei Becken- oder Kreuzschmerzen, Blasen- oder Gebärmutterpathologien routinemäßig angewandt.
Alle Techniken sollten schmerzlos sein, nach der Behandlung bleibt vielleicht ein leichtes Druck- oder Schweregefühl im Unterleib zurück, das aber wieder vorübergeht. Es wird nur kurz dauern, weil das Gewebe im Urogenitalbereich bald auf die Behandlung anspricht. Denn es ist sehr empfänglich für manipulative Techniken und kann sich wegen der kontraktilen Fasern in den Bändern schnell anpassen.
Selbstverständlich werden alle vaginale/rektalen Techniken mit Handschuh und Gleitmittel durchgeführt.
Optimaler Weise sollte eine vaginale Behandlung nicht während der Regelblutung stattfinden.
Bitte bedenken Sie, vor der Behandlung die Blase und den Darm zu entleeren.
Erfahrungsgemäß wird dem Körper in der Regel ~ 4 Wochen Zeit gegeben, die gesetzten Reize bis zum nächsten Behandlungstermin zu verarbeiten. Bei zunehmender Besserung wird der Behandlungsabstand vergrößert (3 Monate, 6 Monate, usw.).
Bei akuten Geschehen oder wenn an anderen Bereichen zusätzlich gearbeitet werden muss, können die Abstände auch kürzer ausfallen.
Für ein gutes Behandlungsergebnis ist es wichtig, präzise zu arbeiten. Ein Behandlungserfolg sollte sich nach 3-5 Sitzungen einstellen. Wenn das nicht der Fall ist, muss die osteopathische Behandlung abgebrochen werden und der/die Patient/in einen anderen Facharzt aufsuchen.
Es besteht kein Risiko für Patienten, weil nur sanfte Behandlungstechniken angewendet werden und die Verletzlichkeit des Urogenitalbereichs berücksichtigt wird. Soweit bekannt ist, sind weder kurz- noch langfristig iatrogene Schäden nach Behandlung aufgetreten.
Für einen anhaltenden Therapieerfolg sind die Patienten angehalten, ein entsprechendes Übungsprogramm regelmäßig zu Hause durch zu führen!
BESTÄTIGUNG NACH DEM AUFKLÄRUNGSGESPRÄCH:
Der Osteopath und Heilpraktiker Thomas Zienteck (Praxis für Osteopathie Pleidelsheim) hat mich in einem persönlichen
Gespräch und anhand dieses Merkblattes aufgeklärt.